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Der Exote „Mehr-Kind-Familie“

30

Okt

2020
Baby trösten
Kathrin Schierl

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Ständig höre ich von Familien mit mehreren Kindern, dass sie sich begründen und rechtfertigen müssen.

 

Viele Mehrkind-Familien sind einfach sehr enttäuscht. Da freut man sich auf sein heiß ersehntes Wunder und dann bekommt man Fragen gestellt wie:

 

  • War das geplant?
  • Könnt ihr euch das überhaupt leisten?
  • Wie wollt ihr dann den Kindern gerecht werden?
  • War euch langweilig und wie möchtet ihr dann in den Urlaub fahren?
  • Warum tut ihr euch das an?

 

Diese Reaktionen, oft auch in familiären und freundschaftlichen Kreisen, tun einfach weh und man fühlt sich unverstanden und vielleicht sogar ein wenig aussätzig. Menschen, die wir gerne haben, uns nahestehen oder Leute mit denen wir eigentlich gar nichts am Hut haben- alle müssen sie dazu ihre Meinung ungefragt und laut kundtun.

 

Aber warum reagiert das Umfeld so auf Großfamilien?

 

Wenn man doch Liebe unbegrenzt teilen kann, obwohl Kinder zwar einem das Leben und einen selbst umkrempeln und dennoch alles so viel bunter und vollständiger wird?

 

Zum einen ist es wohl die Neugierde und die eigenen Ängste. Kann man das überhaupt schaffen mit 3, 4, 5 oder mehr Kindern? Wenn einem doch im Alltag immer wieder diese Momente und diese Phasen begleiten, in denen man vielleicht bereits mit einem Kind wirklich rundherum ausgelastet ist?

 

Unsere Kids können uns herausfordern. Zu wenig Schlaf, die Unzufriedenheit, die einem entgegenschlägt, obwohl man versucht immer alles richtig zu machen und unsere Enttäuscht darüber. Der ständige Emotionswechsel von heiter über bewölkt bis hin zu tiefer Wut und Lachen bis zum Umfallen– diese Emotionen versuchen wir als Eltern ständig abzufangen und ins Lot zu bringen. Sind der soziale Reibungspunkt, Tröster, Erzieher, Lehrer und Freund.

 

Nebenher versuchen wir einen einwandfreien Haushalt zu führen und etwas Gesundes und Selbstgekochtes auf den Tisch zu stellen, was aufgrund seiner grünen Farbe generell abgelehnt wird.

 

Manchmal schlägt einem auch Neid entgegen.

 

„Ihr habt es gut, bei euch sind ja auch die Großeltern da. Du musst ja nicht arbeiten gehen und kannst zu Hause bleiben. Bei euch ist es egal, In den Urlaub fahrt ihr ja sowieso nicht. Wenn wir das hätten, dann würden wir das auch schaffen.“

 

Eine andere Begründung kann auch im Durchschnitt liegen.

 

Alles, was sich im Gewöhnlichen bewegt, fällt nicht weiter auf. Ist man als Frau zwischen 160 und 175cm groß und wiegt zwischen 60 und 80 Kilo, geht man in der Masse unter. Hat man jedoch Schuhgröße 43, ist Über- oder Untergewichtig wird man selbst zum Brennpunkt. Die durchschnittliche Anzahl der Kinder in Deutschland beträgt 1,5 pro Familie. Tja, da fällt man mit 3 oder mehr Kindern einfach auf.

 

Ganz klar, mehrere Kinder bedeuten mehrere Individuen und jedes ist ein wunderbares Unikat, möchte aber auf seine Weise erzogen, getröstet und gefördert werden. Also, wie schafft man das alles? Wie schafft ihr das? Vielleicht sind dies doch Fragen der eigenen Unsicherheit und dem Gefühl einer Großfamilie nicht gewachsen sein zu können.